Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Lüdinghausen

Familienfreundlichste Stadt in Deutschland ist Wettringen.

Familienfreundlichste Stadt in Deutschland ist Wettringen. © ADFC/Dirk Michael Deckbar

Fahrradfreundlichkeit nur ausreichend

Im Herbst 2018 wollte der ADFC wissen, wie es um die Fahrradfreundlichkeit deutscher Städte und Gemeinden bestellt ist. 170.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben im ADFC-Fahrradklima-Test ihr Urteil gefällt: Es wird immer schlechter.

Zum achten Mal konnten Bürger*innen vom 1. September bis zum 30. November 2018 beurteilen, wie fahrradfreundlich ihre Stadt oder Gemeinde ist. Die vom Bundesverkehrsministerium im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans geförderte Umfrage ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit – und ihre Bedeutung wächst, denn immer mehr Menschen machen mit.

Insgesamt 170.000 – 40 Prozent mehr als 2016 – haben den Fragebogen ausgefüllt und mit 683 mehr Städte als jemals zuvor bewertet. 74 Prozent von ihnen sind täglich mit dem Rad unterwegs und nur 15 Prozent sind Mitglied im ADFC. Die Ergebnisse spiegeln nicht das Meinungsbild des Verbands, sondern das von Menschen wider, die Rad fahren. Drei Viertel der Teilnehmer*innen fahren auch Auto – und kennen den Straßenverkehr aus unterschiedlichen Perspektiven.

Abwärtstrend hält an

Mehr Teilnehmer*innen, von denen sich viele täglich in den Sattel schwingen – das zeigt, dass der Radverkehr für immer mehr Menschen immer wichtiger wird und gibt den Ergebnissen der Umfrage noch mehr Gewicht.

Schon 2016 hatte sich das Radklima gegenüber 2014 verschlechtert, 2018 markiert nun einen neuen Negativrekord: Von 3,81 auf 3,93 rutscht die durchschnittliche Bewertung ab. Radfahrende sehen die Radverkehrsbedingungen in Deutschland also nur als ausreichend an.

„Die Erwartungen der Radfahrenden und die empfundene Realität auf den Straßen entfernen sich immer weiter voneinander. Das sorgt für Frust bei vielen Radfahrenden“, sagt Rebecca Peters vom ADFC-Bundesvorstand. Immer mehr von ihnen verlieren den Spaß am Radfahren, sind unzufrieden mit der Förderung des Radverkehrs und fühlen sich als Verkehrsteilnehmende nicht ernst genommen.

„Das betrachten wir mit einer Mischung aus Sorge und Wut. Sorge, weil sich Menschen, die sich auf dem Rad zunehmend unwohl fühlen, irgendwann nicht mehr aufs Rad steigen. Und Wut, weil das Problem seit Langem bekannt ist und die Verantwortlichen sich einfach nicht rühren“, sagt die stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende.

Am meisten nerven Radfahrende die mangelnde Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen und die Führung an Baustellen. Die Breite der Wege für Radfahrende schneidet kaum besser ab.

Gefühlte Unsicherheit wächst

Auch beim Sicherheitsgefühl sieht es nicht gut aus: 80 Prozent der Befragten wollen sich beim Radfahren sicher fühlen. Die Umfrage bestätigt aber, dass Radfahrende sich immer unsicherer fühlen. 2014 bewerteten sie das Sicherheitsgefühl mit 3,84, mittlerweile nur noch mit 4,16.

Gleichzeitig gibt die Umfrage einen Anhaltspunkt, wie sich das ändern lässt: Immer mehr Menschen geben an, dass sie lieber getrennt vom Autoverkehr Rad fahren wollen – 2016 waren es 72 Prozent, mittlerweile sind es 81 Prozent – und bei den Frauen sogar 86 Prozent.

 

Familienfreundlichkeit

Eltern, die mit ihren Kindern auf dem Rad unterwegs sind oder sie alleine mit dem Rad zur Schule fahren lassen, gelten als Indikator für die Radverkehrsbedingungen und den Zustand der Infrastruktur. Deshalb hat der ADFC zusätzlich Fragen zur Familienfreundlichkeit gestellt.

Das Ergebnis ist alarmierend und passt leider ins Bild: Die Familienfreundlichkeit in deutschen Städten wird allgemein schlecht bewertet. Auch wenn die meisten Eltern – ein Viertel der Befragten hat Kinder unter 14 Jahren – ihre Kinder mit dem Rad zur Schule fahren lassen, bei Kindern im Grundschulalter haben sie dabei viel zu oft ein schlechtes Gewissen. Es fehlen die passenden Radwege, auch um Kinder mit Lastenrädern und Anhängern gut und sicher ans Ziel zu bringen.

 

Zeit für #MehrPlatzfürsRad

Radfahrende stellen dem Radklima in Deutschland fast durchweg ein schlechtes Zeugnis aus – und das ist keine Momentaufnahme. Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests weisen seit Jahren in die gleiche Richtung, nämlich abwärts.

Vor allem die Aspekte, die Radfahrenden besonders wichtig sind und in die langfristig investiert werden müsste, werden zunehmend schlechter bewertet. Das will der ADFC nicht länger hinnehmen und startet in diesem Jahr eine große, bundesweite Kampagne #MehrPlatzFürsRad.

Rebecca Peters: „Das Radklima wird schlechter und schlechter, aber die Verantwortlichen kümmert das augenscheinlich wenig. Deshalb wollen wir 2019 den Menschen zeigen, wie unsere Städte aussehen und wie lebenswert sie sein können, wenn wir dem Rad mehr Platz einräumen.“

Dann zeigen die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 hoffentlich, dass der Abwärtstrend gestoppt und der Wandel hin zu mehr Platz fürs Rad und damit zu mehr Akzeptanz und Sicherheit von Radfahrenden sowie Konfliktfreiheit zwischen den Verkehrsteilnehmenden eingeleitet wurde – es ist an der Zeit.

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